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Hämatitabbau Rammersbach - ältester Bergbau Deutschlands

Die reichen Erzvorkommen im Südschwarzwald wurden bereits in der Frühgeschichte von den ansässigen Menschen aufgesucht. Der älteste Bergbau im Schwarzwald fand im Neolithikum statt. Der älteste im Untersuchungsgebiet datierte Bergbau betrieb man am Ende der Jungsteinzeit nahe Sulzburg. Hier wurde vor 5.000 Jahren über- und untertage nach Hämatit gegraben. Es handelt es sich um den ältesten belegten Untertagebergbau in Deutschland. Aus dem Eisenoxidmineral Hämatit (Fe2O3) gewann der Steinzeitmensch Rotocker oder Rötel, ein rotes eisenhaltiges Mineral, welches vor allem bei der Ledergerbung, bei Totenbestattungen und für Höhlenmalerei zur Anwendung kam. Ab dem Neolithikum nutze man es auch zur Bemalung von Tongefäßen, zur kultischen Köperbemalung. Über die Verwendung genässten Rötels als Sonnen-, Wind- und Kälteschutzfarbe für die Haut und zur körpereigenen Geruchsunterdrückung bei der Jagd, wird in der Wissenschaft diskutiert. Die für das Untersuchungsgebiet Münstertal bisher älteste Schriftquelle, welche Hinweis auf die historische Hämatit- und Rötelgewinnung gibt, stammt von Gysser (1819). Er beschreibt „Nürnberger“, welche im Spätmittelalter das Vorkommen für Hämatit unweit des Belchens und an der Sirniz u.a. zur Farbmittelherstellung nutzten: „Ingleichen fanden sich Nürnberger, welche jährlich einen rothen Stein, wie auch rothe und weiße Erden, so ohnfern dem sogenannten Bölchen und Zörnis (Sirniz) gefunden, und zur Färb- und Malerei, wie auch zu Porcellankrügen, Geschirr und Tobakspfeifen gebraucht und angewendet wird, aufnahmen, damit fort wanderten, und, wie leicht zu erachten, guten Vortheil schaffeten.“

Archäologisch lässt sich für das Untersuchungsgebiet neolithische Bergbauaktivität datieren. Im Ortsteil Rammersbach sind bergbauliche Spuren eines jungsteinzeitlichen Hämatitabbaus erhalten. Norbert Kindler, ehemaliger Mitarbeiter des petrografischen Instituts der Universität Freiburg, entdecke in den 1990er Jahren über Tage an der historischen Abbaustelle Steinhammerfragmente aus Rheinkieseln, und deutete diese bereits als Hinweise auf neolithischen Bergbau. Die Archäologen Goldenberg, Maass und Steuer erforschten daraufhin den Übertageabbau neolitischen Bergbaus am Fuße des Schlossbergs (Ortsteil Rammersbach). Heute ist dieser Bereich eingetragenes Denkmalschutzgebiet. Im Zuge weiterer Feldforschung durch Herbener (2021) wurde der Gipfel des Schlossberges aufgesucht und auf archäologische Spuren analysiert. Eindeutige Bergbauspuren im anstehenden Felsen des Schlossberges sind direkt mit denen des neolithischen Bergbaus in Sulzburg vergleichbar: „Neben kleineren Abbaurinnen und -höhlungen entlang der linear verlaufenden Anreicherung von Hämatit“, ist unter anderem die Firste eines Stollenmundlochs gut sichtbar. Der Vergleich mit dem archäologisch untersuchten Abbaubereich in Sulzburg, sowie die Morphologie der vorhandenen Abbauspuren, deren bergmännische Technik und dazugehörige Lesefunde, lassen wie in Sulzburg eine Datierung der untersuchten Bergbauaktivitäten in die Zeit um 5.000 v. Chr. und damit in die Zeit der jungsteinzeitlichen linerbandkeramischen Kultur am Oberrhein (5.500 – 4.800 v. Chr.) realistisch erscheinen.

Quelle: Herbener (2021) - Neue Spuren neolitischen Bergbaus im Orteil Rammersbach (Münstertal), in: Schriftenreihe Museum Münstertal, Reihe Unbekannte Denkmale im Wald (UDW), Heft 1 (2021).

 

www.museum-muenstertal.de
Jungsteinzeitlicher Stollenvortrieb Münstertal-Rammersbach

Schuh vom Teufelsgrund

Ein besonderes Exponat im Museum Münstertal ist der im Volksmund benannte „Schuh vom Teufelsgrund“, einen auf das späte 14. Jahrhundert datierten, unter die ältesten Bergmannsschuhe Deutschlands zählenden Schuh.


 

Das „Schlittenmännle von St. Trudpert“ – Büste eines Münstertäler Bergmannes aus dem 19. Jahrhundert.

 

 

Ein zentrales Exponat der Ausstellung im Museum Münstertal ist das im Volksmund betitelte „Schlittenmännle von St. Trudpert“. Diese Büste eines Münstertäler Bergmannes entstand etwa Mitte des 19. Jahrhunderts. Der Schlittenmann wurde aus Holz geschnitzt, mit einer weißen Gipsgrundierung überzogen (Engobe) und abschließend bemalt. Die Büste stellt einen badischen Bergmann in seiner landestypischen Uniform dar, welche er z.B. an Feiertagen bzw. Hochfesten wie dem Barbaratag trug. Angefertigt wurde dieses Kunstwerk für die Badische Bergwerksverwaltung durch einen künstlerisch begabten Grubenzimmermann aus dem Münstertal.

Nach der Enteignung der Benediktiner im Zuge der Säkularisation 1806 betrieb die Badische Bergwerksverwaltung (BBV) ihr Bergamt in einem Gebäudeteil des Klosters St. Trudpert. Der Sitz der Verwaltung wurde später nach Badenweiler verlegt, der Schlittenmann verblieb jedoch im Münstertal. Spätestens 1864, mit der Versteigerung des gesamten Münstertäler

Bergwerksinventars, könnte die Bergmannsbüste in den Besitz von Pfarrer Baur gelangt sein, welcher diese seiner Kuriositätensammlung zufügte. Dies belegt eine Inventarmarke auf der Sockelinnenseite des Schlittenmanns. Diese Marken finden sich auf zahlreichen Besitz- und Sammlungsgegenständen aus dem ehemaligen Privatbesitz Pfr. Baurs. Nach seinem Tode 1909 wurde sein gesamter Hausstand, wie damals oft üblich, an die Münstertäler Bürger versteigert. Vermutlich wurde die Bergmannsdarstellung bei dieser Versteigerung (oder auch später) von Baron Freiherr von Landenberg erworben, welcher ein leidenschaftlicher Sammler von historischen Bergbaugerätschaften war.

 

Ein weiteres Pendant bzw. eine ähnliche Bergmannsbüste findet sich heute im Deutschen Bergbaumuseum in Bochum. Ob diese tatsächlich aus gleicher

Hand gefertigt wurde oder eine jüngere Kopie ist, bleibt ungewiss.

 

Eine Frage die sich dem Besucher abschließend aufdrängt: warum heißt die ausgestellte Büste eines Münstertäler Bergmannes eigentlich „Schlittenmännle“? Hier handelt es sich schlichtweg um eine Namensverwechslung. Die Bergmannsbüste ging gleichzeitig mit einem

weiteren trudpertinischen Kunstgegenstand in den Besitz des Barons von Landenberg über: eine hölzerne Kleinskulptur die einen Benediktinermönch in Winterkleidung (Pelzmütze und Muff) darstellt. Diese Figur war einst auf den Pferdeschlitten des Abtes von St. Trudpert montiert. Baron von Landenberg präsentierte seine beiden klösterlichen Kunstgegenstände zeitgleich in seinem zum Café umfunktionierten Adelssitz auf dem Laissacker Hof. Hier kam es zur Namensverwechslung – die Bergmannsbüste wurde von den Cafébesuchern kurzerhand ebenfalls als „Schlittenmann“ interpretiert. Das tatsächliche Schlittenmännchen gilt heute als vermisst. Im Volksmund trägt die Büste des badischen Bergmannes heute „ersatzweise“ seinen Namen.


Schlittenmännle aus St. Trudpert (Mitte 19. Jh.)